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Innerer Wind

Was ist innerer Wind? Durch welche Symptome macht er sich bemerkbar? Und welche Kräuter helfen?

Das wachsende Interesse an der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat in den letzten Jahrzehnten eine verstärkte Anwendung der chinesischen Phytotherapie mit sich gebracht. Dies hat dazu geführt, dass bei uns heimische, sogenannte „westliche“ Kräuter, in zunehmendem Maße nach den Kriterien der TCM beschrieben und zum Wohle der Patienten eingesetzt werden. Gründe, die zur vermehrten Verwendung dieser Heilpflanzen führen, sind deren gute Verfügbarkeit, gesicherte Qualität und Bekanntheitsgrad. Zudem liegt das Preisniveau der westlichen Kräuter deutlich unter dem der chinesischen Entsprechungen. In ihrer Wirksamkeit sind westliche Kräuter ebenso effizient wie ihre chinesischen Entsprechungen.

„Innerer Wind“ kann sich aus einem Leber-Blut- sowie Leber- und Nieren-Yin-Mangel entwickeln. Natürlich kann auch der äußere „Pathogene Faktor“ Wind in den Körper eindringen und dort zu der Entwicklung eines inneren Windes beitragen; doch die Bereitschaft dazu, ein Leber- und Nieren-Yin-Mangel, muss vorhanden sein.

Typische Symptome eines inneren Windes sind: Kopfschmerzen, Vertigo, Tinnitus und in schweren Fällen: Unruhezustände, Brechreiz, Palpitationen mit Angstzuständen sowie unkontrollierbare Muskelkontraktionen. Typisch für inneren Wind ist, dass die Beschwerden die Lokalisation regelmäßig ändern.

In der chinesischen Medizin wird bei Vorliegen eines inneren Windes einerseits das Symptom – also der innere Wind – behandelt. Dazu kommen in vielen Rezepturen Mineralien zur Anwendung. Andererseits wird die Ursache, also der Blut- und Yin-Mangel, behandelt. Im Folgenden wird eine Rezeptur aus westlichen Kräutern mit ihrer Wirkung, Indikationen sowie Beschreibung inkl. Dosierungsangaben pro Tag im Detail vorgestellt.

Rezeptur gegen inneren Wind

Folium Olivae Olivenblätter 6 g Kaiserkraut
Herba et Radix Taraxaci Löwenzahn 2 g Ministerkraut + Botschaftskraut
Herba Alchemillae vulgaris  Frauenmantel 5 g Minister. + Botschaftskraut
Folium Melissae Melisse 7 g Ministerkraut
Herba Agrimoniae Odermennig 5 g Ministerkraut
Herba Passiflorae Passionsblume 3 g Ministerkraut
Herba Stellaria media Vogelmiere 5 g Polizeikraut
Fructus Cardui mariae Mariendistel 7 g Polizeikraut
Herba Galeopsidis ockergelber Hohlzahn 10 g Polizeikraut

Wirkung: Beruhigt die Leber, beruhigt inneren Wind, bewegt das Blut, tonisiert Leber und Nieren und klärt Hitze.

Indikation: Kopfschmerzen, Drehschwindel, Ohrensausen, ein Gefühl der aufsteigenden Hitze im Bereich des Kopfes, Schlafstörungen, bzw. unruhiger Schlaf, lebhafte Träume, in schweren Fällen: Taubheitsgefühl und Krämpfe der Extremitäten, halbseitige Lähmungen.

Zunge: roter Zungenkörper.
Puls: gespannt (xian) und schnell (shuo).

Beschreibung der Rezeptur aus westlichen Kräutern:

Als Kaiserkraut dieser Rezeptur dienen Olivenblätter (Folium Olivae). Diese beruhigen die Leber sowie inneren Wind und eignen sich hervorragend, um Hypertonie (Bluthochdruck) aufgrund von Feuchter Hitze und einem aufsteigenden Leber-Yang zu behandeln. Unterstützt werden sie durch verschiedene Ministerkräuter: Zwei davon sind Löwenzahn (Herbe et Rdx. Taraxaci) und Frauenmantel (Herba Alchemilliae). Diese Kräuter leiten Feuchte Hitze im Bereich der Leber aus, und können eingesetzt werden, um inneren Wind bei einer vorhandenen Leber-Qi-Stagnation zu beruhigen. Frauenmantel (Herba Alchemilliae) ist immer dann indiziert, wenn ein aufsteigendes Leber-Yang zu seitlichen Kopfschmerzen führt.

Löwenzahn (Herba et Rdx. Taraxaci) und Frauenmantel (Herba Alchemillae) sind zusätzlich Botschaftskräuter dieser Rezeptur, da sie einen Bezug zur Leber herstellen.

Auch die folgenden drei Kräuter dienen als Ministerkräuter: Die bittere, thermisch kühle Melisse (Folium Mellisae) beruhigt aufsteigendes Leber-Yang, klärt Herz-Feuer und beruhigt das Shen. Odermennig (Herba Agrimoniae) befindet sich in der Rezeptur, um Feuchte Hitze auszuleiten. Passionsblume (Herba Passiflorae) befindet sich als beruhigendes Kraut in der Rezeptur. Vogelmiere (Herba Stellaria media) ist ein leicht süßes, salziges, thermisch kühles Kraut. Dieses Polizeikraut tonisiert das Herz- und Lungen-Yin, klärt Hitze und kann eingesetzt werden, um das Blut zu nähren. Interessant ist die Kombination der Vogelmiere (Herba Stellaria media) mit einem weiteren Polizeikraut, den Mariendistelsamen (Fructus Cardui mariae). Diese beiden Kräuter tonisieren das Yin und leiten Feuchtigkeit aus. Wenn sie gemeinsam mit dem Kaiserkraut eingenommen werden, eignet sich die Kombination dieser drei Kräuter, um inneren Wind zu beruhigen und das Blut zu bewegen, ohne dabei das Yin zu verletzen. Als letztes Polizeikraut dieser Rezeptur dient ockergelber Hohlzahn (Herba Galeopsidis). Dieser nährt das Nieren-, Magen- und Lungen- Yin und wirkt somit den bitteren, ausleitenden Kräutern entgegen.

Fazit für die Praxis

Die TCM Diagnose „innerer Wind“ ist in unseren Breitengraden häufig bei Patienten zu finden. Westliche Kräuter, nach TCM Kriterien zusammengestellt, sind eine Bereicherung der Therapie zum Wohle des Patienten und stellen eine effektive Alternative zu traditionellen chinesischen Arzneien dar.

Literaturempfehlung

Ploberger, Florian (2015) Das große Buch der westlichen Kräuter aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin, 3., erweiterte Auflage, Schiedlberg: Bacopa.

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