Du selbst. Im Zentrum.

Schwacher Kaffee in Mecklenburg-Vorpommern

Der ShenDo Shiatsu Verband hat mich eingeladen, einen Kurs in Norddeutschland zu halten. Fazit: Ein lebendiges Wochenende mit vielen schönen Begegnungen. Einziger Schwachpunkt: Der Kaffee. Warum?

Von Mike Mandl

Das Gutshaus Stellshagen, ein fast 100 Jahre alter, liebevoll renovierter Backsteinbau, umgeben von Weite und Natur, nahe der Ostseeküste gelegen. Schön ist es hier. Schön, aber kalt. November und Wind, das ist eine Kombination, die man lieben muss. Ich tue das nicht. Ich bevorzuge das warme Kaffeehaus des Gutshauses und beobachte durch die weitläufigen Fenster fliegende Blätter, die bunt über den kargen Äckern zu den ersten Tönen des bevorstehenden Winters tanzen. Vor mir ein hausgemachter Birnenstrudel. Sensationell. In der Hand eine Tasse Kaffee. Katastrophal. Dünn, langweilig, so stimulierend wie eine alte Scheibe Brot. Aber gut, darüber sollte ich hinwegsehen können, denn natürlich ist es schwer, wenn nicht geradezu unmöglich, einem Wiener mit italienischen Wurzeln in Mecklenburg-Vorpommern zufrieden zu stellen, wenn es um das Thema Kaffee geht, denn die Latte liegt diesbezüglich einfach zu hoch und die Brühe, die hier als Cappuccino serviert wird, würden sie sich in Rom nicht einmal als Abwaschwasser verwenden trauen, um an dieser Stelle einen gängigen, jedoch völlig gerechtfertigten Vergleich zu bemühen.

KAFFEE VERSTEHEN

Vielleicht ist es auch nur gut gemeint, vielleicht haben sie es hier unter der Hand ja sogar drauf, wie man richtigen, also starken, aromatischen, den Gaumen kitzelnden, Herz und Hirn zu Begeisterungsstürmen hinreißenden Kaffee brüht, dem genauso flinken wie professionellen Personal würde ich das zutrauen, ich würde sogar vermuten, dass sich irgendwo in den Tiefen der ansonsten hervorragenden Küche eine original Simonelli Aurelia verbirgt, der Rolls Royce unter den Kaffeemaschinen, die Espressi hervorzuzaubern vermag, mit denen man sogar den monotonen Winter im hohen Norden Deutschlands fröhlich überstehen kann. Das Gutshaus beherbergt jedoch vor allem Gäste, die sich aktiv ihrer Gesundheit annehmen wollen. Und Kaffee und Gesundheit, das ist ein umstrittenes Thema. Die einen sagen so, die anderen so. Es gibt Studien, die dies und Studien, die das belegen. Daher lieber deutsch-sicher agieren und einen lauwarmen Kompromiss servieren. In der traditionellen chinesischen Medizin versteht man die verwirrte Aufgeregtheit rund um die schwarze Bohne jedoch nicht, denn im Endeffekt ist die Sache einfach: Alles hat seine spezifische ganzheitliche Wirkung, diese muss man verstehen. Versteht man diese, versteht man auch, warum Kaffee für die eine Person gut und für die andere Gift sein kann, Koffein hin, Säure her.

Dabei muss ich an meine Hütte in der Steiermark denken. Die ist dem Gutshaus nämlich in manchen Aspekten ähnlich. Genau genommen allerdings nur in einem einzigen Aspekt: Im Alter. Der Rest ist so unterschiedlich wie die Landschaften, die beide Häuser umgeben. Hier ist es flach und der geringste Hügel erscheint wie ein Berg. Dort erscheinen Berge wie Hügel, ganz einfach, weil es sonst nichts anderes gibt. Hier regieren Baubiologie und gehobenes Ambiente. Dort nagt der Zahn der Zeit an dem bereits morschen Holzgebäude. Das hat Charme, das hat Charakter, das macht die Hütte saukalt, weil der Wind, der sich hier am mit Lehm perfekt isolierten Backstein seine frostigen Zähne ausbeißt, dort beinahe ungebremst in die Küche pfeift. Zentrales Thema zu beinahe jeder Jahreszeit daher: Heizen. Es gibt drei wichtige Räume in meiner Hütte. Das Holzlager. Die Küche. Das Schlafzimmer. Küche und Schlafzimmer haben jeweils eigene Öfen. Im Holzlager wird das Holz gelagert. In der Küche wird gekocht. Im Schlafzimmer wird geschlafen und ab und an Liebe gemacht. Betrachtet man die Hütte mit der Brille der chinesischen Medizin, ist die Hütte der gesamte Organismus, das Holzlager repräsentiert die Nieren, die Küche – und hier vor allem der Küchenherd – Magen und Milz, das Schlafzimmer das Herz.

HEIZEN WILL GELERNT SEIN

Die Nieren sind in der TCM der Speicher unseres Brennstoffes, unserer gesamten Lebensenergie, wie ein Samenkorn, das bereits alles beinhaltet, um unter den richtigen Bedingungen zu einem großen Baum heranzuwachsen. In der TCM haben Samen aufgrund dieser Analogie einen direkten Bezug zu den Nieren und werden gerne verwendet, um diese zu stärken. Samen können als Boten gesehen werden, die gezielt Inhaltstoffe zu den Nieren bringen. Und die Kaffeebohne ist eigentlich keine Bohne, sondern der Samen der Kaffeekirsche, bestehend aus zwei Steinkernen. Die meist grünen Kerne (Yin) werden, nachdem sie vom Fruchtfleisch befreit und gereinigt wurden, geröstet (Yang) und gemahlen (Yang), bevor sie als Kaffee bei uns in der Tasse landen. Was den Kaffee weiter auszeichnet ist sein bitterer Geschmack, in der TCM dem Feuerelements zugeordnet, da Verbranntes oft bitter schmeckt. Was beim Kaffeetrinken also energetisch passiert: Über den Boten der Kaffeebohne wird viel Feuerenergie (Yang) direkt in die Nieren kanalisiert, derart wird unsere Lebensenergie angekurbelt, da wir auf höherer Flamme brennen, der beliebte Kaffee-Kick, den wir gerne einsetzen, wenn wir müde sind oder die Verdauung in Schwung bringen wollen. Mehr fachlich ausgedrückt: Kaffee transformiert die in den Nieren gespeicherte Lebensessenz (Jing) direkt in Nieren Yang, welches dem System unmittelbar zu Verfügung steht. Man kann sich das auch so vorstellen: Man geht in das Holzlager (Nieren), schnappt sich die besten Scheiter (Jing), übergießt diese kräftig mit Benzin (Kaffee) und lässt sie wie verrückt auflodern. Das ist schade. Das ist Verschwendung. Denn eigentlich würde die Lebensessenz Jing Buchenholz höchster Qualität entsprechen, gut durchgetrocknet, ein kräftiger Kern, viel Substanz, dafür gedacht, langsam und beständig zu verbrennen, einen kräftigen Glutstock produzierend, der auch lange nach dem Erlöschen der Flammen noch wohlig wärmt. In Kombination mit Benzin verläuft der Verbrennungsprozess jedoch völlig anders. Er ist kurz, schnell, nervös und intensiv, nichts zurücklassend. Das treibt die Hitze kurzfristig in die Höhe, sie bricht aber auch schnell wieder zusammen. Und wir müssen öfters nachlegen gehen, das ist der Preis, den man für den Kaffeekick längerfristig zahlt: Der Holzvorrat schwindet schneller als notwendig. Auf die Nieren bezogen heißt das: Wir verpulvern mehr Lebensenergie als notwendig. Aber das ist nicht der einzige suboptimale Effekt, den man in Bezug auf Kaffee beachten sollte…

WAS IN DER KÜCHE PASSIERT

Mit einem Holzofen zu kochen ist nicht leicht. Es braucht die entsprechende Hitze. Dafür braucht es einen guten Ofen. Und gutes Holz. In unseren modernen Holzlagern findet sich jedoch meist Holz minderwertiger Qualität, oft sogar noch nass, geringer Heizwert, keine Substanz. Man muss sich das so vorstellen: Unsere in den Nieren gespeicherte Lebensessenz ist die eiserne Reserve, das beste am Markt erhältliche Holz. Darauf greifen wir nur zurück, wenn wir es dringend brauchen. Daher sollten wir darauf achten, ständig neues Holz einzulagern. Holz ist im Endeffekt Energie und Energie gewinnt unser System durch Nahrung und Atmung. Minderwertige, denaturierte Nahrung und wenig Bewegung führen jedoch dazu, dass wir eine ebensolche Holzqualität in unserem System einlagern, Holz, das nicht richtig brennt, Holz, das nicht richtig Energie liefert.

Für den Küchenofen heißt das: Versuchen wir die Kochplatte mit derartigem Holz auf Betriebstemperatur zu bringen, wir das nix. Die am Herd stehenden Töpfe kommen nicht zum Kochen, die Nahrung bleibt roh, kalt. Und langfristig wird sogar die Küche feucht, die Wände beginnen zu schimmeln. Umgelegt auf den Verdauungstrakt bedeutet dies: Der Magen hat zu wenig „Feuer“, um die Nahrung aufzuschlüsseln und weiter zu bewegen. Das Essen liegt uns im Magen. Wir leiden unter Völlegefühl. Unter Blähungen. Die Nahrung wird nicht richtig verdaut. Der Darm ist träge, Verstopfung oft das Resultat. Wir werden nach dem Essen müde. Zudem: Das ideale Milieu für Pilze, nicht nur im Verdauungstrakt, sondern bis hinein in den Unterleib. Hier kann eine Tasse Kaffee dank seinem Zundereffekt kurzfristig helfen: Die Flammen der Verdauung schießen sofort in die Höhe. Zudem leitet der bittere Geschmack die Energie nach unten, die Abwärtsbewegung des Speisebreis wird gestützt. Nicht ohne Grund hat sich die Tasse Kaffee nach besonders üppigen oder späten Essen etabliert. Sie hilft und unterstützt. Und dagegen ist ab und an auch gar nichts einzuwenden, im Gegenteil. Ja, Kaffee kann sogar therapeutisch eingesetzt werden: Menschen, die von ihrer Konstitution her eine eher träge Verdauung aufweisen, die unter viel Feuchtigkeit im System leiden, die beim Betrachten von Kohlehydraten schon zunehmen, denen eiweißreiche Nahrung stundenlang auf den Magen schlägt, diese Personen können kurzfristig von einer bewusst nach dem Essen konsumierten Tasse Kaffee profitieren, längerfristig sogar Krankheiten vermeiden, die mit diesem energetischen Muster einhergehen. Eine Studie des Dana-Farber-Krebsinstitutes aus Boston hat zum Beispiel ergeben, dass Kaffee das Risiko von Darmkrebs vermindern kann. Ja sogar vor Diabetes Typ 2 kann Kaffee schützen, sagt die American Chemical Society. Vier Tassen senken das Risiko für diese Form der Diabetes um 50 Prozent. Wir erinnern uns, die Küche, das sind Magen und Milz und eine Schwäche der Milz ist in der TCM die Basis für Diabetes, klar macht es Sinn, diese zu befeuern.

Aber Achtung: Immer wird dabei auf das Holzlager zurückgegriffen. Immer. Längerfristig sollte die Strategie daher unbedingt in Richtung grundlegender Stärkung des Verdauungstraktes und zielgerichteter Ernährung gehen. Zuviel des Guten, zu viele mit Brennstoff übergossene Scheite im bereits lodernden Ofen, sprich zu viele Tassen Kaffee pro Tag, bewirken auf die Dauer nämlich genau das Gegenteil, vor allem bei Personen, die von Natur aus schon ein eher hitzigeres Temperament an den Tag legen und eine trockene Konstitution, sprich wenig Flüssigkeit im System aufweisen, also ein bisschen so wirken, als wären sie zulange im Dörrapparat gelegen. Was dann dank Kaffee passiert: Die Herdplatte glüht, das Essen verbrennt, der Raum überhitzt. Der Magen trocknet aus, wird heiß, man spricht in der TCM von Magenfeuer. Die Folge: Gastritis, Übersäuerung, Aufstoßen, brennende Schmerzen, Magengeschwür. Hier gilt es den Kaffee sofort abzusetzen. Nein. Nicht reduzieren. Absetzen. Ohne Kompromiss und Aber.

WAS IM SCHLAFZIMMER PASSIERT

Auch hier wird geheizt. Auch hier gelten dieselben Prinzipien. Adressiert wird jedoch ein anderes Organ: Das Herz. Und das Herz mag es warm. Sonst zeigt es sich nicht. Wie soll es auch? Man denke wieder an die Steiermark, an die Hütte, die, wenn sie im Winter länger nicht geheizt wurde, drinnen in etwa so kalt wie draußen ist. Manche Nächte gehen in den zweistelligen Minusbereich. Einschlafen ist nur in voller Thermounterwäsche und unter drei Decken möglich. Eingerollt wie ein Murmeltier. Mit Mütze. Da geht nicht viel, wenn es um das Herz geht. Da geht nicht viel, wenn es um Leidenschaft geht. Man kann sich nicht zeigen, man muss sich verstecken. Das System braucht seine gesamte Energie, um sich zu wärmen. Die Fenster bleiben geschlossen. Wie auch die Fenster des Körpers. Mund zu, Augen zu und warten. Denn natürlich wurde der Ofen vor dem Hinlegen zum Glühen gebracht. Maximal. Vom Iglu zur Sauna in wenigen Stunden. Weil im Iglu lässt es sich vielleicht gut schlafen. Aber die Romantik schläft mit. Und was ist eine Hütte ohne Romantik? Was ist ein Herz ohne Leidenschaft?

Wir greifen gerne zum Kaffee, um uns aufzuwecken, wir greifen gerne zum Kaffee, wenn uns das Feuer im System fehlt, wenn der Blutdruck in den Keller sackt, die Peripherie schlecht durchblutet ist, die Psyche langsam, wie tiefgekühlt, agiert oder die Konzentration schwach und der Geist verschlafen ist. Kaffee wirkt wie mein Ofen in der Steiermark: Er bringt uns zum Glühen. Aber nur kurzfristig. Das ist gut vor Prüfungen, gut vor Besprechungen, gut für die Inspiration, gut für das Schreiben eines Blogs. Aber nur kurzfristig. Denn halten wir mit dem Kaffee den Zustand angeregter Wachheit über einen längeren Zeitraum künstlich hoch, bedeutet dies, dass wir ständig aus dem Holzlager nachlegen und den Verbrennungsturbo einschalten. Wir überhitzen. Wir kreieren eine Art innerer Sauna, mit all ihren Nachteilen. Es ist zwar großartig, wenn wir untertags von einer Überdosis Koffein aktiv durch das Leben gepeitscht werden. Den Preis zahlen wir vor allem abends und in der Nacht: In einer Sauna kann man schlecht schlafen. Man beginnt zu schwitzen. Man dreht sich verzweifelt von der einen auf die andere Seite. Die Gedanken schweben. Man kann sich nicht mehr konzentrieren. Man beginnt zu phantasieren. Das Herz rast. Erholungswert: Null. Regeneration: Null. Genau so wirkt Kaffee auf den Kreislauf ein. Ja, er kann ihn positiv anregen. Aber auch überreizen. Und gleichzeitig betreiben wir Raubbau an unserem Holzlager. Wir verpulvern Brennstoff, Essenz der Nieren, die in der TCM dem Wasserelement zugeordnet sind. Das ist der kleine Kaffeeteufelskreis, denn zusätzlich zu dieser Wirkung kontrolliert im Zyklus der Fünf Elemente das Wasserelement das Feuerelement. Wird das Wasserelement zu schwach, kann es das Feuer nicht mehr kontrollieren und die Nebenwirkungen des Kaffee äußern sich zunehmend auch untertags, von Nervosität und innerer Unruhe bis hin zu Tachykardien. Die ständige innere Hitze trocknet uns aus. Daher dasselbe Fazit wie beim Überheizen der Küche: Hier gilt es den Kaffee sofort abzusetzen. Nein. Nicht reduzieren. Absetzen. Ohne Kompromiss und Aber.

WAS IM REST DES HAUSES PASSIERT

Eine alte Hütte ist sehr lehrreich. Viel über die praktische Anwendung der TCM habe ich in der Steiermark gelernt. Oft habe ich wenig Zeit, das Haus steht für Wochen leer und in strengen Wintern frieren ein paar der Leitungen ein, selbst wenn der Boiler auf Frostschutz läuft. Das ergibt ein interessantes Muster: Auf der einen Seite stagniert das Wasserkreislauf. Auf der anderen Seite ist trotzdem genügend Hitze da, kann aber nicht verteilt werden. In solchen Fällen hilft nur eines: Rein ins Lager, einheizen, als würde man die Sonne zum Schmelzen bringen wollen. Nur so tauen die Leitungen wird auf. Nur so kommt das Wasser ins Fließen. Hier macht das Höllenfeuer Sinn. Hier muss es gemacht werden. Und es gibt tatsächlich Muster in der TCM, wo Kaffee aufgrund seiner Energie bewegenden Wirkung gut eingesetzt werden kann: Wenn Stagnation und Hitzesymptome aufeinandertreffen.

Für einen freien Fluss der Energie ist in der TCM die Leber verantwortlich. Fließt Energie nicht frei, kommt es zum Stau. Stau ist Stagnation, Stagnation erzeugt Druck. Druck erzeugt Hitze. Hitze steigt auf. Man denke an einem Stau im Straßenverkehr. Zuerst Stau. Dann Anspannung. Dann Hitze, Ärger, Wutausbrüche, alles Emotionen oder Zustände, die der Leber zugeordnet werden. Kaffee kann mit seinem Energiekick Leitungen durchpusten, egal ob durch Kälte verschlossen oder durch Ablagerungen verlegt, die Hitze kann sich wieder verteilen. Genau aus diesem Grund hilft Kaffee oft bei Kopfweh, allerdings nur dann, wenn du Ursache des Kopfwehs in diesem Muster zu finden ist. Ich nenne es gerne das Druckkochtopf-Kopfweh: Wir bauen so viel inneren Druck auf, bis das Sicherheitsventil in den roten Bereich getrieben wird und Dampf aus dem Deckel pfeift, Kopfweh eben. Der bittere Geschmack senkt ab, der Energiekick putzt die Leitungen durch, der Stau kann sich verteilen, fertig. Wie immer gilt: Längerfristig geht es um die Ursache, nicht um das Symptom und es macht wenig Sinn, ein Übermaß an Fleisch und Zwiebel und Knoblauch und Chili und Alkohol, sprich alles Lebensmittel die Druck und Hitze aufbauen, mit täglichem Kaffee abzubauen, nein, so geht es nicht, aber eben, kurzfristig hilft Kaffee sehr wohl. Oft auch bei Bluthochdruck oder bei einer Veranlagung zu Herzinfarkt, allerdings nur, wenn nicht geraucht wird, weil das die Leitungen zu sehr verstopft und diese selbst von Kaffee nicht mehr geöffnet werden können. Oder einer Schilddrüsenüberfunktion. Oder bei Leberzirrhose. Alles Muster, die in der TCM mit einem Stau in der Leberenergie in Verbindung stehen. Und gesellt sich zur durch Stau bedingten Hitze auch noch Feuchtigkeit dazu, dann ist Kaffee perfekt, weil er bewegt und trocknet, sprich für die Profis unter uns: Kaffee ist die Medizin bei Feuchte Hitze Erkrankungen.

Ich sehe die Sache so: In solchen Fällen kann Kaffee eine hilfreiche Krücke sein, um das System schnell einmal zu balancieren. Aber man soll die Krücke nicht mit dem selbstständigen Gehen verwechseln. Denn so oder so: Auch das Holz für die Krücke kommt aus dem Holzlager…

WAS IM  HOLZLAGER PASSIERT

Soweit wurde schon klargestellt: Kaffee ist der Benzin, mit dem wir unsere Holzreserven zum Lodern bringen. Und gleichzeitig vernichten. Kaffee gibt uns kurzfristig Energie (Qi) und Wärme (Yang). Längerfristig verlieren wir Energie (Jing) und Wärme (Nieren Yang wird verbraucht). Interessant ist an dieser Stelle, dass Kaffee zum Beispiel plazentagängig ist und das Wachstum des Embryos stören kann. In der Schwangerschaft gibt die Mutter ihre Nierenessenz Jing an den Embryo ab. Beziehungsweise wird viel Nierenessenz verbrannt, um den Embryo zu nähren. Auch hier ein klarer Zusammenhang in der TCM. Daher ist Kaffee in der Schwangerschaft unbedingt zu vermeiden. Wie auch generell in Situationen, die uns Energie kosten. Oder bereits viel Energie verbraucht haben.

Personen, die in am Morgen bereits eine Tasse Kaffee brauchen, um überhaupt in Schwung zu kommen, sollten diese dringend absetzen. Genauso wie Personen, die sich mit mehreren Tassen Kaffee über den Tag retten. Natürlich: Das ist zu Beginn nicht angenehm, denn plötzlich ist die Müdigkeit da, die Müdigkeit, die zeigt, dass unsere Ressourcen schon knapp, das Holzlager bereits leer ist. Wir leben auf Kredit. Auf Energiekredit. Bis zum energetischen Bankrott. Denn die einzige sinnvolle Lösung würde lauten: Das Holzlager wieder aufzufüllen. Das braucht oft Zeit, das braucht Änderungen in der Lebensführung, das ist nicht einfach, aber es geht, wer sinnvoll spart und gut mit seinen Ausgaben haushaltet, kann auch größere Kredite wieder tilgen.

In der Wissenschaft wird die energetische Wirkung des Kaffees nicht berücksichtig, auch nicht der Langzeiteffekt auf unser System. Hier wird lange und breit über die Koffein-Halbwertszeit philosophiert, die anregende Wirkung gepriesen, bis zu sechs Tassen am Tag werden teilweise als unbedenklich eingestuft und ja, Kaffee kann manche Krankheitsmuster positiv beeinflussen, aber genau das ist das Problem in der klassischen Betrachtung, dass Symptome isoliert betrachtet werden, denn auf der anderen Seite haben wir eine massive Zunahme an Schlafstörungen, Verdauungsproblemen oder Burnout-Symptomen wie Krankenstände aufgrund psychischer Belastung. Bürokultur ist Kaffeekultur, aber natürlich besteht hier kein Zusammenhang, wir reden immer nur vom zunehmenden Stress, von der zunehmenden Belastung, aber ist das wirklich so? Oder werden wir einfach nur immer angespannter? Weil wir eine Kaffee-Gesellschaft geworden sind?

Daher gehe ich ja fest davon aus, dass sie hier, im Gutshaus Stellshagen, den Kaffee absichtlich so seicht brühen. Die sind klug, die wissen Bescheid. So können die Gäste hier in Ruhe ihr Holzlager auffüllen, deswegen kommen sie ja hier her, das ist Sinn und Zweck des Aufenthalts, denn Auffüllen kann man die Nieren mit gutem Essen und sinnvoller Bewegung und was dieses Angebot betrifft, kann ich mir kein besseres vorstellen. Egal ob Frühstücks-, Mittags- oder Abendbüffet, alles Weltklasse, alles vegetarisch, alles biologisch, alles Gourmet de lüxe. Und die nahe Ostseeküste ist perfekt für lange Wanderungen und Entdeckungsreisen. Von daher: Gehe auch ich nun Holz einlagern. Und sollte ich irgendwann wieder einmal als Referent nach Stellshagen zurückkehren: Bitte liebe Leute vom Gutshaus, ich vertrage das, bitte nur eine Tasse von der Simonelli Aurelia. Danke.

DIE ENERGETISCHE WIRKUNG VON KAFFEE

  • Kaffee zählt zum Feuerelement
  • Kaffee ist meist bitter bis sauer, manche Sorten auch leicht aromatisch
  • Kaffee wirkt kurzfristig erhitzend, dann aber kühlend
  • Kaffee wirkt energetisch: Qi absenkend, Qi bewegend, Hitze klärend, absenkend, ausleitend, verdauungsfördernd, trocknend

WIE MAN KAFFEE RICHTIG ZUBEREITET

Auch hier scheiden sich die Geister, ganz einfach, weil die energetische Wirkung des Kaffees selten berücksichtigt wird: Bei den im Text erwähnten Pathologien (Darmträgheit etc…) ist es besser den Kaffee schwarz und pur und stark zu trinken. Für alle anderen Personen ist es besser, die austrocknende Wirkung zu balancieren. Mit Zucker (befeuchtet) und Milch (befeuchtet). Besser noch: Sahne. Die Königsvariante: Mit Butter oder Kokosfett. Einfach mal probieren. Und dann noch eine Prise Kardamom dazu, der ein Übermaß an entstehender Feuchtigkeit gleich wieder transformiert und den Verdauungstrakt stärkt.

Getreidekaffee ist übrigens ebenfalls bitter und trocknend. Allerdings lange nicht so stark wie Kaffee. Daher fehlt ihm auch der Kick. Im Übermaß genossen kann er allerdings ähnliche energetische Muster hervorrufen.

KAFFEE IST ABSOLUT ZU MEIDEN BEI FOLGENDEN SYMPTOMEN

  • Magenerkrankungen (Gastritis, Geschwüre…)
  • Verstopfung mit trockenem Stuhl (Hitzezeichen)
  • Auszehrung, Erschöpfung
  • Anämie, Blutmangel (schwache, blasse Konstitution)
  • Schlafstörungen (Einschlafen, Durchschlafen)
  • Nachtschweiß
  • Hitzesymptomen der Blase (Entzündung, Reizblase)
  • Schwangerschaft

KAFFEE IST ABSOLUT ZU MEIDEN BEI FOLGENDEN TCM MUSTERN

  • Nieren Qi Mangel
  • Nieren Jing Mangel
  • Herz-Blut-Mangel
  • Leber-Blut-Mangel
  • Säfte-Mangel
  • Yin-Mangel eines der Yin-Organe (Herz, Leber, Milz, Lunge, Niere)
Teilen
Das könnte dich auch interessieren

Beiträge

Diese Produkte könnten dich auch interessieren

Newsletter

Bleibe immer Up-to-Date, erhalte Kursneuheiten und exklusive Aktionen von Das Zentrum ganz bequem in deine Inbox. Melde dich jetzt zu unserem Newsletter an.

* erforderliches Feld
Ich interessiere mich für: