Bist Du eine Dörrpflaume?

"Dörrpflaumen" leiden unter Hitzesymptomen, Schlafproblemen und Trockenheit. Dagegen kann man sehr gut ankochen...

– Verspürst Du oft eine Form innerer Unruhe? Eine rasche Erregbarkeit und Reizbarkeit?

– Hast Du öfters Probleme, einen tiefen Schlaf zu finden? Schwitzt Du häufig in der Nacht?

– Hast Du vermehrt Hitzewallungen, warme Hände oder warme Füße, besonders nachts?

– Leidest Du vermehrt unter trockenem Hals oder trockenem Rachen? Hast Du ein vermehrtes Durstgefühl? Brauchst Du ein Wasserglas neben Deinem Bett?

– Hast Du oft trockene Augen? Eine trockene Haut?

– Leidest Du unter Tinnitus oder Schwindel?

– Bist Du leicht zu begeistern, tust Dir aber schwer mit Ausdauer und Kontinuität?


Fühlst Du Dich angesprochen? Treffen mehrere dieser Punkte auf Dich zu? Verspürst Du die Tendenzen einer Dörrpflaume in Dir? Wunderbar. Dann lass sie uns einkochen. Aber zuerst wollen wir sie noch ein bisschen näher kennen lernen. Dörrpflaumen und Kaltnasen könnten Zwillingsschwestern sein, aber wo der Kaltnase das Yang fehlt, mangelt es der Dörrpflaume am Yin. So als wäre die eine am Nordpol und die andere in der Sahara aufgewachsen. Die Wüste macht etwas anderes aus Dir als das Leben im ewigen Eis. Sie konsumiert mit ihrer Hitze und mit ihrer Trockenheit Dein Yin. Sie knabbert es Dir weg, bis zu wenig davon übrig ist. Der Fachbegriff in der TCM lautet: Yin-Mangel. Und ein solcher ist weitverbreitet. Warum?

Das liegt vor allem am Zeitgeist. Denn der lässt uns fast keine Zeit mehr. Alles muss schnell gehen und das am besten sofort. Nein: Es muss sogar noch schneller gehen. Und noch einmal schneller. Und natürlich besser gestern als sofort. Der Evolutionssprung im digitalen Zeitalter: Survival of the fastest! Wir sprechen von dem omnipräsenten Stress- und Termindruck. Vielleicht zählst Du ja zu den glücklichen Ausnahmen, die davon nicht betroffen sind. Gratuliere. Als Dörrpflaume wirst Du dieses Thema jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr gut kennen. Geschwindigkeit ist yang. Ruhe ist yin. Aktivität ist yang. Erholung ist yin. Ein Übermaß an Aktivität mit hoher Belastungsintensität bedeutet, dass wir mit weit überhöhtem Tempo durch das Leben sausen.

Das muss nicht nur die Berufswelt betreffen, wo Überarbeitung und Schlafmangel sich in vielen Branchen bereits als das neue Normal etabliert haben. Mittlerweile können wir sogar von deutlich erkennbarem Freizeitstress sprechen. Ein Gruß der rund um die Uhr geöffneten Spaßgesellschaft: Wer nicht dabei war, ist daneben. Wer nicht dort war, ist stehen geblieben. Dann noch die Sache mit der Familie, mit den Kindern. Und haben wir schon über das Finanzielle gesprochen? Das Leben kostet. Sehr viel sogar. Geldsorgen. Die pure Angst ums Überleben. Um nicht an den Rand gespült zu werden. Das alles kann schnell einmal dazu führen, dass man wie ein Hochleistungsartist jonglieren muss, um alle Bälle in der Luft zu halten. Aber was auch immer die Ursache ist, dass Du Deinen Fuß nicht vom inneren Gaspedal bekommst: Das alles verbraucht in Summe wesentlich mehr Benzin, wesentlich mehr Öl als nötig. Der Motor läuft heiß, während die Reserven sukzessive abnehmen. Und irgendwann entsteht dann Hitze und Hitze produziert auf Dauer Trockenheit, produziert einen wüstenähnlichen Zustand. Willkommen im Club des Yin-Mangels.

Die Mitglieder teilen sich drei große Gemeinsamkeiten: Sie können keine Pausen machen. Sie können sich keine Auszeit gönnen. Sie haben Probleme mit dem Schlaf. Aber vor allem der Schlaf ist wichtig, denn die Nacht ist das große Yin im Zyklus des Tages. Um in dieses Eintauchen zu können, sollte sich das Yang beruhigen. Das kann es im Falle eines Yin-Mangels aber nicht. Zum einen wird es meistens spät, es gibt ja immer noch etwas zu tun, oft bis weit nach Mitternacht, obwohl gerade der Schlaf davor das Yin am besten nähren würde. Zum anderen schwebt man dann meist durch den Rest der Nacht. Oberflächlich, unruhig. Man schwitzt, man wälzt sich, man fühlt sich hitzig, teils sogar fiebrig, die Hände glühen, die Füße auch, der Brustkorb ebenso. Man empfindet großen Durst, Trockenheit der Kehle und richtige Tiefschlafphasen kennt man nur vom Hörensagen.

Der einzige Vorteil dieser Angelegenheit: Die leichte Erregbarkeit der Yin-Mangel-Charaktere. So wie sich extrem trockenes Holz äußert leicht entzünden lässt. Sprich: Sie sind sofort Feuer und Flamme. Generell für alles. Vor allem aber im sexuellen Bereich. Erotische Wachträume, Orgasmen im Schlaf ohne Fremdeinwirkung – ein Tropfen Balsam auf dem heißen Stein der wenig beschaulichen Nächte. Dazu gesellt sich allerdings ein kleiner Wermutstropfen, von dem Dörrpflaumen betroffen sind: Yin-Mangel macht sich in deren Leben in Form von Strohfeuern bemerkbar – lodern rasch und heftig auf. Erlöschen ebenso rasch wieder. Werden die Fantasien nicht nur geträumt, sondern auch gelebt, ist Ausdauer nicht das Ding der Dörrpflaumen. Elf Sekunden statt elf Minuten. Das betrifft auch die Psyche …

Für diese gilt: stark anfangen, stark nachlassen. Aber nicht, weil Dörrpflaumen so gerne tachinieren oder prokrastinieren würden. Im Gegenteil: Sie werden immer und überall ihre Motivation und ihre Begeisterung glaubhaft kundtun. Das stimmt ja auch. Sie meinen es ernst. Sie kommen nur nicht weit damit. Yang ist schnell. Yin trägt Dich über die Distanz. Zudem verschlechtern sich viele Symptome des Yin-Mangels durch Belastung. Weil die Ressourcen fehlen. Ressourcen sind yin. Und je mehr das Yin fehlt, desto kürzer werden die Etappen, die man bewältigen kann. Physisch. Psychisch. Bis irgendwann gar keine Meter mehr möglich ist. Wir sprechen von einem Burnout, von einem Zustand, bei dem sich die Person so lange selber verbrennt, bis der Sprit im Tank leer ist. Bis der Körper sich die Ruhe zurückholt, die ihm der Geist oder die Lebensumstände nicht gegönnt haben. Auftanken tut Not und Auftanken bedeutet nichts anderes, als das Yin wieder aufzufüllen. Das braucht allerdings Zeit. Denn eine Instantzapfsäule gibt es für das Yin leider nicht. In der TCM geht man davon aus, dass die Behebung eines schweren Yin-Mangels bis zu sieben Jahre konsequente Therapie braucht. In der Praxis sogar noch länger, weil emotionale Stabilität nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen der Dörrpflaumen zählt. Sie tendieren zur Wankelmütigkeit. Zur Sprunghaftigkeit. Sie können sich binnen Minuten verlieben. Innerhalb weniger Stunden heiraten. Das hält dann auch. Bis nächste Woche zumindest.

Natürlich: Es gibt gemäßigte, ausgeprägte und manische Formen des Yin-Mangels. Und oft sind weder die Lebensumstände noch der innere Antreiber die Ursache dafür. Auch das Alter nagt am Yin. Es nagt allerdings auch am Yang. Ab der Lebensmitte beginnen sich beide Aspekte vermehrt zurückzuziehen. Wir sprechen von den Wechseljahren. Beim Yang-Archetyp Mann ist der Einbruch der Yang-Energie dramatischer. Hormonell auf den Punkt gebracht: Ihm bricht das Testosteron weg. Bei Frauen ist das Schwinden des Yin problematischer. Yin entspricht dem Östrogen. Mit dem Wegfall dieses Yin können sich im Zeitraum der Menopause typische Yin-Mangel-Symptome entwickeln, von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen bis zu einer Trockenheit der Schleimhäute, aber auch Osteoporose oder Haarverlust. Alarmierend ist ein Auftreten dieses Musters bereits in jüngeren Jahren. Und das kommt häufig vor.

Yin repräsentiert nicht nur die kühlende Feuchtigkeit im System, es steht auch für die Substanz an sich. Yang ist Energie. Yin ist Materie. Diese ist bei ausgeprägten Dörrpflaumen eingeschrumpelt – sonst wären sie ja noch Pflaumen. Bei dieser unerwünschten Transformation trocknen sie aus. Sie verlieren an Gewicht. An Stabilität. Im Gewebe. In den Knochen. Ein ausgezehrtes Erscheinungsbild, rasches Purzeln von Kilos, die Unfähigkeit zuzunehmen, wackelnde Zähne ohne Biss … das alles zeigt ein Bröckeln des Yin an. Das gut gemeinte Glas Milch vermag hier wenig zu bewerkstelligen. Es geht um eine Umkehr der energetischen Fahrtrichtung. Um längerfristigen Aufbau. Vor allem mithilfe der passenden Ernährung.

Was klarerweise nicht hilft: zu viel Scharfes, zu viel Heißes, zu viel Bitteres. Das alles kann nämlich auch eine Ursache für Yin-Mangel sein. Besonders beliebt: Kaffee. Dieser trocknet jedoch aus, spürbar am vermehrten Harndrang. Gerne pushen sich Dörrpflaumen allerdings mit diesem hoch, um sich weiterhin auf Trab zu halten. Weil bei ihnen eben Schlaf und Erholung oft zu kurz kommen. Dann schlummert eine latente Müdigkeit in den Knochen. Aber statt gutem Yin wird dann literweise Kaffee in den Tank gefüllt. So funktioniert’s natürlich auch. Darf es dann noch der passende Zündfunke dazu sein? Zigaretten zum Beispiel? Wunderbar, die sind bitter und scharf und heiß und wahre Yin-Vampire. Ein Dörrgerät, das man rauchförmig inhaliert. Somit hätten wir das perfekte kleine Wiener Frühstück beisammen: Koffein und Nikotin. Auch als Model-Frühstück bekannt. Will man von der Vermarktung seines Körpers leben, darf kein Gramm Yin zu viel an den mageren Knochen hängen. Derart aufgedreht fällt es natürlich schwer, am Abend zu entspannen. Da hilft dann der Alkohol. Dieser hat in der TCM eine zerstreuende Wirkung. Viele Alkoholika sind allerdings thermisch warm bis heiß. Und scharf. Also ein weiterer Angriff auf das Yin …

Dann schon lieber viel Erfrischendes. Yin-Kochmethoden. Lebensmittel mit thermisch neutraler Wirkung, gerne auch mit leicht süßlichem Geschmack, denn Süß baut auf. Oder Saures: Denn Saures bewahrt, hält zusammen. Ein bisschen aufpassen muss man allerdings: Denn es kann sein, dass der Verdauungstrakt zu kalt ist, um aus den zubereiteten Speisen genügend Yin zu extrahieren. Die TCM sagt dazu: Yang-Mangel führt zu Yin-Mangel. Oder: Aus einer Kaltnase kann eine Dörrpflaume werden. Denn mit einer kalten Kochplatte im Bauch lässt sich nun mal nicht gut kochen. Man muss zuerst den Winter vertreiben, bevor ein saftiger Frühling Einzug ins Wüstenland halten kann!


Mehr dazu in dem Buch: KARMA A LA CARTE

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